Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung GJ Bremen 2022-3 |
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Tagesordnungspunkt: | 4.1.2. Wahl: Sprecher*in (offen) |
Antragsteller*in: | Azad Kour (Grüne Jugend) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 03.11.2022, 23:10 |
A7: Azad Kour
Selbstvorstellung
Liebe GJ,
Als ich 2015 in Deutschland ankam, wusste ich nichts von diesem Land, dieses System und auch wenig von der Demokratie. Ich habe nur verstanden, dass die Gesetze irgendwie von da oben kommen. Ich habe irgendwann mehr davon verstanden und habe entschieden, mitzugestalten und eine Stimme in dieser Gesellschaft zu haben. Apropos Stimme, ich kann immer noch nicht wählen, da ich keine Deutsche Staatsbürgerschaft habe. Aber ich konnte mich jedoch in anderen Gruppen und Organisationen engagieren. Ich bin seit fast einem Jahr im Vorstand des Bremer Rates für Integration. Ich habe vor 7 Jahren Zollhausboys, ein Integrationsprojekt der jungen Geflüchteten, mitgegründet. Ich habe außerdem viele Projekte mit dem Bremer Jungendring, Next Generation, Integration durch Kunst und vieles mehr, mitgemacht. Am Ende bin ich bei den Grünen Jugend und den Grünen gelandet. Bei den Grünen bin ich in der LAG Flucht und Migration Aktiv. Was mich gerade politisch beschäftigt, sind viele Themen. Ich finde, in Krisen werden oft Menschen, die ohnehin schon aufgrund ihres Sozialen Status, benachteiligt und von Rassismus betroffen sind, nicht nur oft vergessen, sondern auch mitverantwortlich gemacht für viele Probleme der Gesellschaft. Während der Corona-Pandemie haben wir alle gehört, wie gesagt wurde, dass Menschen mit Migrationshintergrund sich weniger vor Corona schützen und nicht vorsichtig genug sind.
Während der ersten ukrainischen Fluchtbewegung, hat man den Rassismus an der Grenze deutlich gesehen. Ich habe mich gefragt, ob sie mich auch so rassistisch behandelt hätten, wenn ich da gewesen wäre. Ich habe sogar Angst bekommen und mich gefragt, wohin ich ein weiteres Mal fliehen würde.
Und jetzt sieht man wieder, wie Flüchtlingsunterkünfte attackiert und angezündet werden, wie wir wieder einen Rechtsruck erleben, dem wir entgegenwirken müssen. Wir als Grüne Jugend müssen den Rassismus auch in den Krisen sichtbar machen und dagegen kämpfen.
Ich bin manchmal nicht nur wütend, sondern auch innerlich traurig, wenn die CDU die ganze Zeit die „Regulierung“ der Balkan Route fordert, über welche dieses Jahr im Vergleich zu ukrainischen Geflüchteten, mit denen ich auch volle Solidarität habe, nicht mal 1/10 der Menschen nach Deutschland gekommen ist. Nancy Faeser gibt der Forderung der CDU nach und verdoppelt die Kontrollen an den Grenzen. Ich frage mich, was sie machen werden, wenn tausende Menschen an der Grenze stehen.
Anstatt sich wirklich mit Fluchtursachenbekämpfung auseinanderzusetzen, heißt es, es seien die Pull-Faktoren, also wegen des Bürgergelds würden die Menschen nach Deutschland kommen. Doch das Bürgergeld ist nicht mehr als ein Inflationsausgleich.
Ich könnte noch stundenlang weitere Probleme aufzählen, die ich sehe, die ich spüre und die ich erlebe. Wir müssen was tun, wir müssen unsere Debatten stärker in die Öffentlichkeit bringen und uns mit anderen Linken Verbänden und Parteien verbünden. Es darf in den Debatten nicht darum gehen, ob Hartz-IV-Empfänger 50€ mehr bekommen, sondern wer unsere Krise bezahlen muss. Wir haben weltweit die vierthöchste Milliardärsrate in Deutschland. Wir haben mehr als 1.6 Millionen Multimillionäre. Allein in diesem Jahr hatten wir ein Plus von einhunderttausend Millionären in Deutschland. Es ist nicht die Krise aller. Es ist die Krise derer, denen man jetzt einen Waschlappen und einen Pulli mehr empfiehlt.
Die Debatten dürfen nicht darum gehen, ob wir die Balkanroute komplett militärisch blockieren und Zäune bauen, wie es die EU an der polnischen Außengrenze gemacht hat, sondern wie wir aufhören, die Welt weiter zu zerstören und dass wir aufhören, Menschen im Mittelmeer mit der Hilfe von Frontex mit illegalen Push Packs ertrinken zu lassen.
Dass wir aufhören, aufgrund von „Altverträgen“ Waffen an Saudi-Arabien zu liefern, die dann im Jemen- und Syrienkrieg eingesetzt werden.
Dass wir aufhören, Waffen in die Türkei zu liefern, die in meine Stadt mit deutschen Panzern einmarschiert. Und Es sind diese Menschen, die ihr Leben von diesen Panzern retten müssen und deshalb das Risiko eingehen, nach Deutschland zu flüchten. Ich stehe für meine Werte, für die Vernunft und ich möchte gerne eure, unsere Werte in die Öffentlichkeit bringen. Deswegen kandidiere ich als Sprecher.
Ich möchte gerne unsere GJ-Mitglieder stärken und sie mehr in die Arbeit einbinden. Ich würde gerne, dass wir größer werden und zwar mit vielen Menschen von möglichst vielen Teilen der Gesellschaft, die ihren Weg noch nicht zu uns gefunden haben. Ich möchte, dass wir unsere bestehende Teams stärken und ein Bildungsteam gründen, das viele tolle Veranstaltungen organisiert und eine Chance für viele Mitglieder anbietet, ihre Gedanken und Ideen einzubringen. Ich möchte, dass wir uns mit anderen Linken Verbänden und Parteien vernetzen, zusammenhalten und NICHT dem Spruch folgen „treffen sich zwei Linke, gründen drei Verbände“. Außerdem würde ich gerne mehr unsere Forderungen als GJ nach Außen tragen. Ich möchte, dass wir sichtbar werden, neue Debatten anstoßen und immer das maximale fordern, um mindestins ein Teil davon zu kriegen.
Ich würde mich freuen, wenn ihr mir euer Vertrauen schenken würdet.
- Alter:
- 22
- Geschlecht:
- Männlich
- Geburtsort:
- Kobani, Syrien